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Spagyrik / Sulphur, Mercurius, Sal

SulphurMercuriusSal

Von Conrad Johann Glückselig, 1917

(Anmerkung des Herausgebers: Beim folgenden Text handelt es sich um die auszugsweise Wiedergabe eines Artikels von Conrad Johann Glückselig, der im Jahre 1917 in der Monatszeitschrift für Elektrohomöopathie veröffentlicht wurde)

Während wir heute in der Chemie mit einer großen Anzahl sogenannter Elemente arbeiten, die sich merkwürdigerweise in die siebenstufige Skala der occulten Weltanschauung einfügen, ohne aber damit gleichzeitig eine zusammenfassende und völlig befriedigende Erklärung der verschiedenen Materienzustände in der Natur erlangt zu haben, gingen die Hermetiker nach ihren örtlichen Vorbildern daran, alle Naturkräfte je nach dem Zustande ihrer Gebundenheit, nach Beweglichkeit oder Schwingungsverschiedenheit und prägnanten Wirkungsweise in drei Hauptgruppen zu scheiden, wobei sie als Spiritualisten oder Theosophen jedem Ding, d.h. jeder Evolutionsmonade, diese drei Bestandteile oder Eigenschaften zuerkannten, - nämlich in das Feurigflüchtige: Sulphur, in das Wässrigzähe und Flüssige, welches weder brennt noch großes Beharrungsvermögen besitzt: Mercurius, und in das Erdigfeste oder Unbewegliche: Sal.

Die alte Arierwissenschaft hat dafür die drei Gunazustände: Sattwa = das leuchtend Reine, Rajas = das expansiv, bald hierhin, bald dorthin sich Bewegende, und Tamas = das indifferent Ruhige in der Vedantaphilosophie festgelegt.

Sehr bezeichnend für die Natur dieser drei Hauptzustände sind die geometrischen Symbole, deren sich die Alchemisten bedienten, um diese Hauptzustände zu fixieren.

Um die Perspektive für das umfassende Verständnis dieser Anschauung noch leichter zu eröffnen, müssen wir uns daran erinnern, daß ein hermetischer Grundsatz lautete: "Alles bewegt sich" und "Wie oben so unten" (Tabula Smaragdina). Die Arierphilosophen und Alchemisten hatten auf Grund ihrer Erkenntnis von der ewigen Bewegung alles Seienden die Tattwaphilosophie aufgestellt, in welcher dem esoterischen System nach alles Existierende aus den 5 Tattwas Akasa (Aether), Vaju (Luft), Agni (Feuer), Apas (Wasser), Prithivi (Erde) hervor gegangen war. Unter diesen Tattwas oder Elementen verstanden sie aber nicht die unseren physischen Sinnen bekannten fünf Zustände der Materie, sondern die Seelen dieser Zustände, während die physischen Erscheinungen der Tattwas als deren Verkörperungen betrachtet werden. Über den Seelen der Tattwas stand der Geist derselben, die reine Monadenessenz und Intelligenz oder Intelligenzen, in ihrer Gesamtheit das Eine und Ewige bildend, wodurch die drei Zustände des Geistes, der Seele und des Körpers unter der Bezeichnung der drei Gunas Sattwa, Rajas, Tamas fixiert wurden. Dann hatten sie aber noch ein Para-Sattwa, den Zustand des Göttlichen Geistes, der höchsten Zentralintelligenz, welchen die Philosophen und wahren Alchemisten selbst anstrebten - Mokscha oder Nirvana - und welchen sie auch Parabrahm oder Paraatman nannten.

Die westlichen Hermetiker mußten diese, auf tatsächlichen Erlebnissen und Experimenten beruhende Naturerkenntnis ebenfalls annehmen, da ja alle bedeutenden Theosophen und Alchemisten Europas ihren Unterricht im Osten selbst oder von in Europa weilenden östlichen Meistern erhalten hatten und deshalb gebrauchten sie auch die Bezeichnungen Sulfur, Merkurius und Sal, sowie die Namen der sieben Planeten für die Guna- und Tattwaphilosophie ihrer östlichen Lehrer und Brüder. Es kann hier gleich beigefügt werden, daß unter den sieben Planeten nicht ausschließlich die als "Planeten" bezeichneten Himmelskörper unseres Sonnensystems verstanden wurden, sondern diejenigen kosmischen Urkräfte und Intelligenzen, welche sich im Zodiak sowohl, als in der Sonne und den Planeten manifestieren und aus denen alles hervorgeht, was da ist, sei es nun im Sulphur-, Mercurius- oder Sal-Zustand oder irgend eine Kombination derselben.

Die geometrische Darstellung dieser drei Hauptzustände der siebenfachen Evolutionsmaterie ist eine sehr sprechende. Sulphur zeigt im Dreieck die Flammenform, die über den sich kreuzenden Kräften sich erhebt. Diese Kreuzkräfte werden entweder durch die große Natur auf langsame Weise zur Entfaltung der Monadenintelligenz und des individuellen Willens gegeneinander bewegt oder durch den Menschen mittelst künstlicher Vorkehrungen auf rasche Weise in Aktion versetzt.

Merkur zeigt in der Mitte die Kugelform, das Symbol der konzentrierten und aktiven Kräfte in Evolutionsformen wie z.B. in Sonne und den Planeten. Unter dem Kreis sehen wir wieder das Kreuz für die in Tätigkeit gesetzten Kräfte im bipolaren Charakter und über der Kugel erheben sich ein Paar Flügel, ähnlich einem Vogel mit ausgebreiteten Schwingen, der aber immer noch auf dem Kreis ruht, also fliegt, ohne sich vom Kreis trennen zu können, ein Symbol von Rajas, der unruhigen Expansion oder treibenden Kraft der Arier, wodurch die Evolutionskreise vorwärts ihrem Ziele zu getrieben werden. Ähnliches beobachten wir beim Rauch oder Dampf, der für seine Existenz fortwährend in Kontakt mit dem Feuer und dem Brennmaterial bleiben muß und für sich allein nicht zu existieren vermag. Das Rauchelement, der Mercurius, ist in Wirklichkeit dasjenige, welches durch seine feuchtklebrige, resinische Eigenschaft den Sulphur an die Materie des Sal bindet und darin verhüllen hilft.

Sal, der Kreis, ist in der Mitte durch einen senkrechten Strich in zwei Hälften geteilt, wodurch die beinahe gänzliche Trennung der in einem gewissen Ding oder Formenkreis gefesselten Lebensenergien angedeutet ist. Die zwei Hälften sind aber nicht von einander getrennt, sondern nur der Inhalt des Kreises wird durch den senkrechten Durchmesser geschieden. Es ist also in Sal nicht eine völlige Sistierung der Lebensmanifestationen dargestellt, sondern eine bis an die Grenze der dinglichen Tätigkeit gehende Beschränkung in der Bewegung der eingeschlossenen Kräfte. Der Sonnen- oder Planetenkreis wird in der Alchemie nie mit einem geteilten Kreis dargestellt, weil die organischen Kräfte dieser kosmischen Organismen sich in voller Tätigkeit befinden, während der Mond als halbtoter Körper nur mit einem Kreissegment figuriert.

Die einzige uns wahrnehmbare Lebensäußerung der im Sal-Zustand isoliert sich befindenden Dinge ist die von Reichenbach neu entdeckte Odemanation, die aber den hermetischen Meistern bis in die charakteristischen Details genau bekannt war und worauf sich ein guter Teil ihrer natürlichen Magie gründete und was uns heute in geringem Maße als chemische oder magnetische oder elektrische Energie bekannt geworden ist. Das Geheimnis größter Kraftentfaltung unter irdischen Verhältnissen, sei es zu harmonischen oder disharmonischen Zwecken, ruht in der Kombination von entsprechenden Dingen und die moderne Chemie hat schon eine ganze Reihe solcher Kombinationen entdeckt, wie z.B. Dynamit, Schießbaumwolle, Nitroglycerin, viele Gifte. Das göttliche Gesetz wird den Gebrauch derselben registrieren und entsprechend lohnen.

Einen ziemlich guten Begriff von der Tätigkeit und Tatsächlichkeit dieser drei Hauptzustände, können wir uns mit dem ganz gewöhnlichen Vorgang an einem unserer modernen Streichhölzer verschaffen. Das fertige Streichholz zeigt uns alle Stoffe im ruhenden Tamas- oder Sal-Zustand. Der Kreis der lebenden Aktion ist in der Mitte durch den senkrechten Strich in zwei Hälften getrennt, wodurch die Trennung der aktiven Lebensenergie auf der Erdsphäre ausgedrückt ist. Sobald aber die Schwingungen der Masse bis zu einem gewissen Punkt, dem Brennpunkt des Phosphors, erhöht werden, sei es nun durch Streichen an einer rauhen Fläche oder durch den Einfluß der entsprechenden Wärme, dann wird sofort der Sulphur des Phosphors frei und nun wird auch durch die eigene, fortgesetzte Schwingung der Flamme die ganze Masse aufgelöst, - der Sulfur des Phosphor entbindet den Sulfur des Schwefels und dieser letztere den Sulfur des Holzes - wobei zugleich Rauchentwicklung und Aschenbildung einhergeht. Das Sulfur Element wird völlig frei gesetzt. Was nicht Sulfur ist, aber doch in einen höheren Schwingungszustand übergehen kann, ist Mercurius - der Rauch, welcher durch seine Wasserstoffnatur sich erhebt und auch einen kleinen Teil von Sal als Ruß mit sich führt, dieser Rauchdampf ist natürlich auch mit einer ganzen Anzahl von anderen Elementen beladen, deren man gerade nur im Mercurius Zustand habhaft werden kann. Das zurückbleibende Unbewegliche, die Asche, ist das Sal, in dem wir die Salze, Metalle, Erde z.B. der heutigen Chemie vorfinden.

Die große Natur - der vollkommene Alchemist - ist fortwährend tätig, um diese Transmutationen durchzuführen, aber auf sehr langsame Weise, wenn wir von einzelnen Beschleunigungen in Form von "Katastrophen" absehen. Der Mensch hat es aber von seinen großen Lehrern und den älteren Brüdern gelernt, zwecks seiner Existenz unter den häufig sehr schwierigen siderischen und elementaren Bedingungen auf diesem Planeten die erleichternden Prozesse für die nötige Erwärmung, Ernährung, Beleuchtung und Heilung rasch durchzuführen. Aber was unsere moderne Chemie heute darin leistet, obwohl sie rüstig vorwärts geeilt ist, ist nach den Angaben der Wissenden nur der Anfang zu der Höhe der Vollkommenheit, die wir in früheren Jahren schon besaßen, aber leider wieder vergessen haben.

Ein anderes und ebenso sprechendes Exempel für die Richtigkeit der hermetischen Auffassung der Natur sehen wir in dem heute allgemein bekannten Prozeß der Entbindung von elektrischer Energie in einem galvanischen Element. In der Mitte eines Glasgefäßes befindet sich ein Kupfer- oder Gaskohlenzylinder; beinahe am Rande des Gefäßes, jedoch frei vom Glas, ist ein breiter Ring aus Zinkblech fixiert. Diese beiden Metalle - auch die Gaskohle verhält sich hier wie ein Metall - befinden sich im Tamas - oder Sal- Zustand und haben folglich nur ihre gewöhnliche Ausstrahlung, welche aber auf diese Entfernung hin nicht genügt, um eine intensivere Kraftentfaltung zu ermöglichen. Sowie aber ein drittes flüssiges Ding zwischen beide tritt, das vermöge seines höheren Schwingungszustandes diese beiden Metalle erregt, also ebenfalls in höhere Schwingungen versetzt, ergibt sich sofort eine so starke Kraftentfaltung, wie wir sie als elektrische Energie ansprechen und die sich uns durch geeignete Maßnahmen - Unterbrechung und Wiederzusammenführung des Leitungsdrahtes - als Feuer zeigt. Bei diesem Volta'schen Element wird verdünnte Schwefelsäure (H2SO4 + 30 aqu) in das Glasgefäß gebracht. Im konzentrierten Sal Zustande ist diese Säure ölig und wenig energisch; sobald aber eine gewisse Verdünnung eintritt, beginnt sie sehr lebhaft zu wirken und zersetzt ziemlich viele Körper, die ihr in den Weg kommen, befindet sich also dann im Mercurius oder Rajas-Zustande. Sobald nun diese verdünnte Schwefelsäure in das Glasgefäß eingefüllt ist, entsteht die Entfachung des elektrischen Stromes und dieser bewirkt, daß die eingegossene Säure getrennt wird, im Zinkpol geht durch den Sauerstoff eine Zersetzung und Neubindung mit SO4 vor sich, wodurch schwefelsaures Zinksalz entsteht, während der freigewordene Wasserstoff sich an dem positiven Kupfer- oder Gaskohlenpol in Bläschen niederschlägt, wodurch die odisch-elektrische Erregbarkeit dieses Poles sistiert wird. Dadurch wird das Volta-Element nach kurzer Zeit untätig. Aus diesen Vorgängen läßt sich der Wirkungsprozeß von Sulfur, Merkurius und Sal ebenfalls gut studieren. Die beiden Metalle befinden sich im Tamas Sal Zustand; die Schwefelsäure durch ihre Verdünnung dagegen ist schon in den Mercurius Zustand eingetreten, weil ja das Wasser der Hauptträger von dem mit viel Sauerstoff verbundenen Schwefeldampf geworden ist. Der Schwefel ist durch die Verbindung mit Sauerstoff aus seinem Sal Salzustand in den mehr aktiven des Mercurius Mercurius übergeführt worden und Wasser bildet das flüssige Vehikel für die Aufrechterhaltung dieses Mercurius Zustandes. Der Alleszersetzer Sauerstoff gibt nun den odischen Schwingungen der beiden Metallpole eine solche Beschleunigung, daß sie im elektrischen Funken den Zustand des Sulfur Feuers erreichen. Aber der Mercurius zeigt sich auch in seiner das Feuer bindenden Gestalt, indem er in den Wasserbläschen sich an den positiven Kupfer- oder Gaskohlenpol dicht herum lagert und damit den eingeleiteten Elektrizitätsprozeß wieder unterbricht, also die weitere Erregung des Feuerzustandes der Moleküle in seiner rauchig-klebrigen Eigenschaft begräbt, wenn nicht durch weitere künstliche Vorkehrungen diesem Hindernis vorgebeugt wird.

Im Menschenorganismus haben wir diese Vereinigung der drei Zustände Sulfur, Merkurius und Sal in noch vollkommenerer Form. Alle Erden und Salze und Metalle im Lymph- und Blutstrom, in den Knochen und Geweben stehen im Sal Salzustand. Die wässerigen Flüssigkeiten bilden den Mercurius Zustand und in den öligen Teilen der gesamten Nervenbahnen und des Gehirnes haben wir die sulphurischen Grenzgebiete des Organismus, durch welche der himmlische Feuerstrom, das elektrische Mercurius Leben der Seele fließt. Und nach Paracelsus besteht die wahre ärztliche Kunst darin, daß man erkenne, ob das harmonische Gleichgewicht des Menschenlebens in der Sal- oder Mercurius- oder Sulphurregion gestört ist und in welchen Organen, um auf die uns möglichen Arten entweder zuzufügen oder hinweg zu tun. Welche Bedeutung ein Zuviel von Gewebewasser für die präzise Nervenfunktion und die Seuchenfestigkeit, also den gesunden elektrischen Spannungszustand des Organismus hat, das hat uns Prof. Dr. Zäger, Prof. Pettenkofer und Dr. Buhmann klar gemacht und ist genau das Gleiche, wie das Überhandnehmen der Wasserbläschen am positiven Pol des Volta-Elements, wodurch in beiden Fällen die Entbindung elektrischer Energie hintangehalten wird. Sobald zuviel Wasser oder Mercurius im Organismus ist und wenn dann noch ein chronisches Manko an den mineralischen Bestandteilen herrscht, tritt eine große Ermattung der Nervenfunktionen ein, weil die im Organismus zur Verfügung stehende Menge von Sal und Sulfur zu gering ist, um die übergroße Menge von Wasser - also Negativität - durch Spaltung auf das normale Maß zu reduzieren, wodurch die Funktionen eines oder mehrerer Organe deprimiert werden und wodurch schließlich der ganze Organismus zum Stillstand kommt. Aus dieser Erkenntnis entspringt auch die erfolgreiche Praxis, daß man die Kranken mit Extragaben von physiologischen Salzen, Erden und Metallen versieht und ihnen magnetische oder elektrische Energie, also Sulfur, auf künstliche Weise zuführt, damit die schleimig-feuchten und paralysierenden Anhäufungen von Mercurius Mercurius zur Zersetzung gebracht und ausgestoßen werden können.

Nur müssen wir hierbei noch im Auge behalten, daß auch die einzelnen Komponenten unseres Organismus ihren besonderen Sulfur, Merkurius und Sal haben, innerhalb deren sich Exzesse und Defekte finden können und daß wir dann die entsprechenden Faktoren in Wirksamkeit setzen müssen, um Harmonie schaffen zu helfen. Nach dem Gesetz der Katalyse vermögen wir eine raschere Oxydation herbeizuführen, z.B. durch die einfachen Potenzen der Homöopathie, welche aber in vielen Fällen sich nicht als mächtig genug erweisen, da sie nicht auf spagyrische Weise gewonnen sind. Eine viel mächtigere Wirkung haben die spagyrischen Arzneien, welche den unteren Komplex von Mercurius nicht mehr tragen, sondern davon befreit wurden, so daß die hindernde Zähigkeit nicht mehr wirken kann. Dadurch wird eine tausendfache Stärkung der Arzneien erzielt, wie Paracelsus ausdrücklich versichert.

Ist das Sal siech, so muß durch Zufuhr von Sal in richtiger Menge und Beschaffenheit diesem Übelstand abgeholfen werden; ebenso in Bezug auf Mercurius und Sulphur. So wie jedes unserer Organe seine eigenen Qualitäten von Sulfur, Merkurius und Sal hat, so besitzt auch jedes Metall und Mineral, jede Pflanze ihren charakteristischen Bestand von Sulfur, Merkurius und Sal, welche durch die in der kosmischen Natur herrschende Ebbe und Flut des Lebensäthers ihre Zeiten von Schwäche und Stärke haben. Und der hermetische Praktiker muß darnach trachten, von diesen Vorgängen verständigen Gebrauch zu machen, um wirklich beste Hilfe geben zu können, so weit Gottes Gesetz es in jedem einzelnen Fall ermöglicht.

Um die tausendfache Besserung der arkanischen Kräfte der Arznei zu erlangen, muß nach Paracelsus der äußere Körper der Arznei zerbrochen werden, damit der innere Körper oder Kräftekomplex frei werde, was durch eigenartige Gärung, Destillation, Digestion, Calcination etc. geschieht.

"Der Arzt muß und wird geboren aus der Natur, aus dem Feuer d.i. aus der Kunst des Feuers und durch das Feuer soll er lernen und erfahren, was ihm die Natur zeiget und gibt und wie der Schmelzer durch das Feuer Gold und Silber bringet, also soll der Arzt durch das Feuer das edle Arkanum herfür bringen, die Mysteria der Natur, die Magnalia der Arznei, die Essentias eines jeglichen Wesens und hindan scheiden das Unreine vom Reinen . . . . Ich rühme die Kunst Alchemia, denn sie gibt die Heimlichkeit der Arznei und gibt Hilfe in allen verzweifelten Krankheiten. Ich lobe auch die große Kunst der Arznei. Die Arznei an ihr selbst mag niemand sehen, denn es ist ein unsichtbar Ding. Aber den Leib der Arznei, den sieht man; zugleicherweis wie eine Seel im Menschen, da wird auch allein der Leib gesehen, die Seele nicht. Nun sag ich das darum, weil die Arznei ein anderes ist, denn der Leib und die Arznei mag des Leibes geraten. Ist nun die Bereitung also, daß die zwei voneinander geschieden werden und das Gute gebraucht, das Andere verlassen; nun ist nicht minder, ohne den Leib mag die Arznei nicht sein, denn was unbegreiflich, unsichtbar ist als eine Stimme und soll doch wirken, so muß es durch den Leib eine Wirkung vollbringen; daraus folgt nun: daß zwei Leib sind, in denen die Arznei wohnt und des einen mag sie wohl geraten, d.i. der größeren, der unter den Augen liegt; des anderen aber, der nicht gesehen wird, mag sie nicht geraten. Daraus ist jetzt die Anzeigung, daß die Bereitung soll gesehen, damit der unnütze Leib vom Nützen kommt . . . . .

Arkana sind, die da Tugend und Kraft sind. Arkanum ist alle Kraft des Dinges mit tausendfacher Besserung. Arkanum ist das, das da unkorporalisch ist und untötlich: Quinta Essentia

. . . . . Wisset die Arkana der Speise und die Arkana der Arznei von einander zu erkennen. Was mit dem Korpus administriert werden soll, das ist eine Speise oder Trank; was ohne sein Korpus ist, das ist eine Arznei. Die Arznei, so mit ihrem Körper gebraucht wird wie die Speis und Trank nach Begehrung des Hungers, soll als eine Speis gegeben werden, nicht als eine Arznei. Die Arznei soll gegeben werden zu ihren Stunden nach Inhalt der Aszendenten und der Krankheit und nicht nach dem Hunger und Durst. Cumium ist eine Speise in den Ventositäten der Krankheit und keine Arznei; darum soll sie als eine Speise gegeben werden, die Gewürze dergleichen und andere Kräuter, die große Tugenden haben und große Dinge vollbringen in vielen Krankheiten dadurch, daß diese Krankheiten in ihrem Gestirn überlaufen werden . . . . .

In Alchemia soll der Arzt sonderlich hoch und bewährt sein und wo er seine Bereitung nicht darin nimmt, so ist seine Praktik nichts, denn da liegt die Kunst präparandi. Sie ist die Kunst, welche die Astra von den Körpern zu sondern lehrt, auf daß die Astra nachfolgend dem Gestirn und Firmament gehorsam sind zu dirigieren, denn dirigieren ist nicht in den Corporibus, sondern allein im Firmament. Daraus folgt, daß alles, was das Hirn isset, dasselbe wird ihm von dem Lauf der Luna zugezogen; was die Milz isset, zeucht der Saturn dahin; was das Herz isset, die Sonne; und so sind also die äußeren Firmement die Direktoren der inneren. Melissa = Venus, Salvia = Mond. So sie Venus und Mond nicht dahin würden ordinieren, ihrenthalben gingen sie in den Magen und durch die Intestinae wieder hinaus. Darum was in der Arznei nicht wirkt, dasselbige wird vom Himmel auch nicht dirigiert, d.h. der Lauf des Himmels ist nicht da, darum so wirkt sie nicht; also hat ein jeder Zeil sein Direktorium vom Gestirn und heißen Astra. Dieweil dem der Himmel nichts dirigiert, er sei denn vom Korpus geschieden, d.h. er dirigiert allein das Arkanum und das Korpus nicht, wie er dem Menschen seine Vernunft dirigiert und darnach die Vernunft den Leib: also dirigiert er die Korpora; so sie im Magen liegen, so seiht es den Magen und alsdann so dirigiert er das eine d.i. das Arkanum. Nun ist der Magen der Alchemist, der das Amt der Alchemie führt. Nun aber mit noch mehr Nutzen soll es außen geschehen, ehe es in ihnen kommt. So wird es noch besser wirken; denn wo es nicht geschieht, so ist es eben, wie ein rohes Fleisch ist: der Magen verdaut es noch viel besser, wenn es gekocht ist. Darum, wenn der Magen im Leib hat die Speise zu bereiten, so soll es noch viel mehr mit der Arzneibereitung beobachtet werden. Die Natur will Alchemie haben und will, daß sie der Arzt versteht und darin bewandert sei und wohl erfahren. Nun ist die Kraft in Calcinieren also, daß sich das Alkali erzeigt in seinen Tugenden, nämlich im Sublimieren das Alkali volatil, im Reverberieren das Alkali color, im Dissolvieren das Alkali int. So nun in diesen Dingen Kräfte liegen, wer wollte sie nicht also beim subtilsten haben?" So Paracelsus.

Adam von Bodenstein, Leibarzt des Kurfürsten von der Pfalz, berichtet von seiner eigenen Heilung im Jahre 1556, nachdem er 53 Wochen krank gelegen und trotz der besten Ärzte von einer Krankheit in die andere gefallen war. Er wollte von der Schule des Paracelsus nichts wissen, obwohl sein Kurfürst ihn öfter auf die Studien der paracelsischen Schriften hingewiesen hatte. Da kam in der höchsten Not, als Bodenstein sein irdisches Dasein für beendet ansah, ein Freund und Paracelsusnachfolger mit einem Rezept von Paracelsus und damit wurde von Bodenstein in 32 Tagen völlig gesund. Er erzählt auch von der großen Verehrung, die er fortan für diesen Meister der hermetischen Arzneikunst empfand und wie er durch das Studium der Schriften von Paracelsus so unglaubliche Kuren der schlimmsten Krankheiten erzielt, daß man ihm den Bund mit dem Teufel vorwarf. Aber er hatte zu mächtige Freunde, als daß seine Gegner ihn dem Hexenhammer zu überliefern vermochten. So gab es noch verschiedene Jünger von Paracelsus, welche die gleichen Erfolge erzielten, bis die Flut des Materialismus über den Westen hereinbrach und es durch die von der offiziellen Schulmedizin geleitete Gesetzgebung immer unmöglicher wurde, die hermetischen Arzneien zu bereiten. Und ohne Selbstbereitung ist der hermetische Arzt der größten Gefahr ausgesetzt. Zu unserer Zeit haben dieses nur zwei Männer versucht und erfolgreich durchgeführt. Der erste, ein italienischer Graf Mattei, überraschte die Welt 1867 mit seinen Wunderkuren in einem römischen Hospital und seine Präparate wandern seitdem durch die Welt und haben Allopathie und Homöopathie schon unglaublich oft in den Schatten gestellt und Gutes gewirkt. Der zweite Spagyriker unserer Zeit war ein deutscher Arzt, Dr. Zimpel, der ebenfalls ein überzeugter Anhänger von Paracelsus war.

Wie schon oben gesagt, unterliegen diese Hauptzustände des Sulfur, Merkurius und Sal durch den kosmischen Pulsschlag einem rhythmischen An- und Abschwellen und in der Praxis hat es sich längst erwiesen, daß die Arzneien ungemein wirkungsvoller werden, wenn die Materialien dafür in ihrer Exaltation genommen und zubereitet werden. Die alten Hermetiker hielten sich an diese Tatsache (auch das Volk tat es in seinen wirtschaftlichen Verrichtungen) und damit sicherten sie ihren Präparaten eine noch höhere Wirksamkeit. Andererseits darf auch die siebenfache Gradation aller Dinge nicht aus dem Auge gelassen werden, weil neben dem Mondzyklus noch der Wochenzyklus sowie die Zyklen der Planeten und des Zodiaks einen großen Einfluß auf das Minimum und Maximum von Sulfur, Merkurius und Sal in den einzelnen Dingen haben, vor allem bei dem Pflanzenreich. Die heute existierende Unbeständigkeit oder Unsicherheit gewisser Arzneimittel mag gar wohl ihren Grund darin haben, daß der Erfinder derselben den zyklischen Vorgängen in der Natur genau folgt, während seine Nachfolger blind darauf los destillieren.

In den heute vorhandenen drei spagyrischen Arzneisystemen haben Sulfur, Merkurius und Sal natürlich auch ihren Platz gefunden, indem die Erfinder erklären, daß die Krankheiten entweder in der Lymphe oder dem Blut oder den Nerven oder in einer Kombination von ihnen zu suchen seien. Die Lymphe ist derjenige Teil unserer Lebenssäfte, welcher unmittelbar aus der Nahrungsaufnahme hervorgeht und folglich den ganzen Erden- und Salzgehalt der Speisen und Getränke enthält, also Sal: aus dieser Lymphe erhalten alle festen Bestandteile des Organismus ihr Aufbaumaterial an Stelle des verbrauchten und ausgeschiedenen. Unser Blut entsteht erst durch die intensive Einwirkung der Nervenenergie oder des Sulfur auf dieses Lymphmaterial, wozu natürlich auch der magnetische Tonus der einzelnen Organe beiträgt. Das Blut stellt also den flüssig-beweglichen Mercurius dar, der durch den ganzen Körper getrieben wird und der beim Tod sofort in Zerfall übergeht, weil der konspirierende Einfluß des Seelen Sulfur fortgenommen worden ist. Das Blut ist das Verbindungsglied zwischen der physischen und psychischen Materie; kommt durch Verlust desselben infolge Verletzungen oder Krankheiten der volle Kontakt zwischen Nerven- und Lymphsubstanz abhanden, so entsteht große Gefahr für das Weiterleben. Der der Seele ist stets vorhanden, solange der Termin des Erdenlebens nicht abgelaufen ist, er kann aber infolge der Verschiebungen im Blut- und Lymphbestand, sowie infolge eigener Abschwächung durch Gemütsaffekte nicht immer zur normalen Ausdrucksweise gelangen.

Ein Anfang in der Wiederauflebung der hermetischen Arzneikunst zeigt sich in der großen Gunst, welche die Sal und Sulphurfaktoren in der Volksheilkunst durch den ausgiebigen Gebrauch von den Blutnährsalzen und den elektrisch-magnetischen Heilagentien gefunden haben und auch die moderne Medizin sucht sich, durch Erfolg und Mißerfolg veranlaßt, die Nährsalztheorie aufzunehmen. Aber in seine rechte Blüte kann der hermetische Heilschatz erst dann wieder kommen, wenn der kleine Kreis der Gläubigen sich ausdehnt und das Wissen über den rechten Gebrauch der Naturkräfte weite Schichten der Menschheit wieder erfaßt. Aber es fehlt noch an der rechten Weihe des Lebens für diese alte Kunst und an der Freigabe der spagyrischen Arzneizubereitung. Deshalb ist es dringend nötig, daß in den intelligenten Kreisen die Anschauung des Paracelsus über die rechte Arzneikunst und über fünf Krankheitsursachen immer kühner auf den Schild erhoben werden.

"Nicht aus Theorica soll Practica fließen, sondern aus der Practica Theorica."

Conrad Johann Glückselig

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